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Googles “One Pass”: Mehr als ein Appeasement-Tool für Verlage?

von , 16.2.11

Es war natürlich kein Zufall, dass Google sein Verleger-Schmeichel-Tool “One Pass” ausgerechnet in der deutschen Hauptstadt vorgestellt hat. Es war natürlich kein Zufall, dass dies durch den Chef Eric Schmidt persönlich geschah. Und es war natürlich kein Zufall, dass Axel Springer-Außenminister Christoph Keese dabei in der ersten Reihe saß.

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“One Pass” ist ein echtes Stück politischer Software im besten Sinne des Wortes. “One Pass” ist Googles Appeasement-Tool für Presseverleger: Seht her, Google tut etwas für Verlage! – Google saugt Inhalte nicht ab, sondern kooperiert mit Verlagen – Google ist besorgt um die Zukunft des Qualitätsjournalismus – kurz: Google ist nicht evil zu den Presseverlagen.

Mit “One Pass” stellt Google den Verlegern eine Infrastruktur für Bezahlinhalte zum Selbstkostenpreis zur Verfügung – mit lediglich zehn Prozent Systemgebühr und vollem Nutzerprofilzugriff für die Verlage. Netter kann man kaum zu Verlagen sein.

Was nun aussieht, wie eine Retourkutsche gegen Apples restriktive Abomodelle ist tatsächlich eine in anderthalb Jahren Projektarbeit entstandende Replik auf die Begehrlichkeiten in Sachen Snippet-Verwertung und Leistungsschutzrecht. “One Pass” sollte Google ursprünglich vor allem von dem Verdacht freistellen, der Konzern sei in Sachen ‘Qualitätsjournalismus’ Teil des Problems – und nicht Teil der Lösung.

Eine derartige politische Rendite erscheint nun – kombiniert mit der Ankündigung der Förderung eines großen Instituts in Berlin – nicht unwahrscheinlich. Die Diskussion um den anstehenden Entwurf zu einem Leistungsschutzrecht wird “One Pass” maßgeblich beeinflussen.

Ob “One Pass” dabei tatsächlich relevante Umsätze generiert oder den Verlagen tatsächlich aus der Misere hilft, erscheint dabei zumächst sekundär. Es bleibt unklar, ob Google hier tatsächlich große Umsätze wähnt. “One Pass” ist so gesehen eher ein Diskussionbeitrag von Google zum Thema Finanzierungsmodelle von Qualitätsjournalismus – aus der reich ausgestatteten Versuchsballonfabrik in Mountain View.

Vielleicht wird sich  “One Pass” zu einer echten Content-Verkaufs-Alternative zu Apple entwickeln und sogar zu einem relevanten Geschäftsfeld für Google. Weitgehend aber unabhängig davon, wie sich “One Pass” entwickelt – die politische Rendite ist Google sicher.

Die Presseverlage stehen nun hingegen vor der Herausforderung, mit “One Pass” tatsächlich auch relevante Umsätze zu genieren. Mit dem neuen Tool gibt es in Sachen Paid Content eine Ausrede weniger.

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