#aggregator

Fragen an Carta I · Bloß Crossposts?

von , 12.4.13

Der Schweizer Journalist Nick Lüthi wollte schon im November wissen:

Höchste Zeit, Nick endlich zu antworten.

Unsere Beiträge setzen sich im Augenblick aus etwa 20 Prozent für Carta geschriebenen Originaltexten und 80 Prozent Crosspostings zusammen. Viele Crosspostings werden von den Autoren vor der Zweitveröffentlichung bei uns bearbeitet und ergänzt, oft fließen auch Blickwinkel und Hinweise der Leser aus den Blog-Kommentaren darein.

Wünschen würden wir uns ein Verhältnis von 40 : 60, aber dazu gehören Geld und eine größere Redaktion. Seit alle großen Zeitungen selbst Blogs haben (und immer mehr Journalisten ihre feste Stelle verlieren), veröffentlichen viele lieber dort, wo sie zudem etwas damit verdienen.

Doch wir fahren gut mit dieser Mischung. Blogger wenden manchmal ein, wenn wir sie um Übernahme eines Artikels bitten, den hätten ja schon alle gelesen. Das mag innerhalb einer der unzähligen filter bubbles im Netz der Fall sein: Wer sich für bestimmte Themen interessiert, liest bestimmte Blogs. Durch die Handaggregierung – ich nenne das mal so – entsteht aber etwas Neues.

Vielleicht liest jemand etwas über Wirtschaft, der sich eigentlich für Medien interessiert, und umgekehrt. Die Themenbereiche auf Carta, vor allem aber die unterschiedlichen Meinungen in oft bewußt gegeneinander gesetzten Artikeln sorgen für Denkanstöße und Abwechslung. Leser bedanken sich oft, sie hätten von etwas ohne Carta gar nicht erfahren: einfach, weil sie in der betreffenden Netzecke nicht unterwegs sind. Hier werden ihnen neben ihren eigentlichen Interessen am selben Ort weitere Themen angeboten und gerne angenommen.

Wir probieren auch gerne neue Tools aus, die zu unseren Bedürfnissen passen; so entstehen etwa die Storify-Slideshows. Für Facebook und Google+ reicht unsere Manpower allerdings nicht aus. Wir mögen unsere Artikel nicht einfach automatisiert dorthin posten, ohne uns dann an Diskussionen zu beteiligen.

Auf aktuelle Debatten können wir relativ schnell reagieren, weil zu Carta mittlerweile ein verlässlicher, weiter wachsender Autorenstamm gehört, quer durch alle möglichen Themenfelder. Viele Anregungen kommen von Twitter, das wir auch zur virtuellen Berichterstattung nutzen, weil es so schnell ist. Oft mailen uns auch Leser oder Autoren Hinweise, die wir gerne aufnehmen.

Bloß eine Crossposting-Plattform? Nein. Es ist ein Unterschied, ob eine Maschine Inhalte aggregiert, oder ob es Menschen tun. Übrigens, bis auf mich, ehrenamtlich. Und es steckt viel Arbeit darin – täglich stundenlang lesen, schreiben, auswählen, anfragen, redigieren, einstellen, twittern und all die Dinge, die niemand sieht: Leserpost beantworten, Kontakte pflegen, zu Veranstaltungen fahren, selbst welche organisieren, Interviews führen und geben, den kaufmännischen Kram machen, und, und, und. Nur? Bestimmt nicht.
 

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.