#Focus

Focus mit falscher Brennweite?

von , 21.12.10

Nun aber zeigt sich: Diesen Konservatismus gibt es nur auf dem Papier. Und die Käufer solcher Papiere halten sich zurück. Der Spiegel-Konkurrent Focus hat, wie die Süddeutsche meldet, Absatz-Probleme. Denn in Deutschland gibt es keinen größeren Markt für intelligenten Konservativismus, dort gibt es höchstens einen größeren Markt für rüden Konservativismus, nämlich den, der die alte „Ideologie der Ungleichwertigkeit“ neu entdeckt.

Die gepflegten Minderheiten-Konservativen, die man auch auf Wohltätigkeitsbällen vorzeigen kann, ohne sich ihrer schämen zu müssen, bewegen sich heute irgendwo zwischen Monopol und Zeit, Ulf Poschardt und Martin Mosebach, Günther Jauch und Harald Schmidt, The European und Rüdiger Safranski. Der gepflegte Konservative von heute ist embedded, eingebettet in grüne Ideen und liberale Moral, bürgerliche Bildung und aufgeklärte Toleranz.

Diese gepflegten Konservativen sind mit Benedikt XVI. oder einer ironischen Haltung zum Klimawandel nicht zu erreichen. Insofern war der Wechsel vom hemdsärmeligen Volkstheater-Tribun und FC Bayern-Fan Helmut Markwort zum wertkonservativen Einser-Abiturienten aus religiösem Hause ein edelmütiges und gut gemeintes Unterfangen.

Doch der Focus ist nicht Cicero. Preußens Berlin ist nicht die Münchner Freiheit. Und aus einem Zerbrochenen Krug wird nie und nimmer eine goldene Juweliervase von Nebengaus.

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.