#Autorisierung von Interviews

Die “Stronach-Papers” und der Mut der österreichischen Presse

von , 19.11.12

Am Donnerstag, den 15. November um 22:20 Uhr richtete Carta aufgrund eines Hinweises aus Österreich eine Anfrage an die Redaktion der österreichischen Zeitschrift „Datum“:

 

„Liebe Kollegen,

unserer Redaktion (carta.info) ist eine Erklärung zugeschickt worden, die sich der österreichische Politiker Frank Stronach angeblich von Journalisten unterzeichnen lässt, bevor diese über ihn schreiben dürfen. 

Wir hätten dazu ein paar Fragen:

– Wurde diese Erklärung vom Büro/Team Stronach Journalisten tatsächlich vorgelegt? Können Sie das bestätigen?

– Falls Ihre Redaktion betroffen ist: Wie haben Sie darauf reagiert?

– Lassen sich auch andere Politiker solche Erklärungen unterschreiben oder ist das ein Einzelfall?

Es würde uns freuen, wenn Sie diese Fragen beantworten könnten.“

 

Das Papier, das Carta zugeschickt worden war, bestand lediglich aus einem DIN-A-4-Blatt, auf dem weder eine Adresse des Teams Stronach noch ein Parteilogo noch ein Stempel – ja nicht einmal ein Datum oder eine Unterschrift zu finden war.

Deshalb fragte Carta in Österreich nach. Am Freitag, den 16. November um 14:29 Uhr (16 Stunden nach unserer Anfrage) bestätigte die Datum-Redaktion, dass ihr eine solche Erklärung tatsächlich vorgelegt worden war und antwortete:

 

„…danke für Ihre Anfrage, wir haben uns zufälligerweise gerade mit derselben Problematik befasst…“

 

Was es doch für Zufälle gibt!!

Knapp zwei Stunden vor dem Antwort-Schreiben an Carta (nämlich um 12:48 Uhr) hatte die Datum-Redaktion ihre Empörung über Stronachs Papier veröffentlicht. Wir fragen uns deshalb:

1. War der Entschluss, „das Stronach-Paper“ zu leaken, eine aktive Entscheidung im Sinne der österreichischen Pressefreiheit oder entsprang sie mehr der Angst, Carta könne das Papier vorher veröffentlichen? (Wir hoffen doch: ersteres!)

2. Wären die österreichischen Kollegen auch so mutig gewesen, wenn es die Anfrage von Carta nicht gegeben hätte? (Wir hoffen natürlich: Ja). Was uns zur wichtigsten Frage führt:

3. Wie lange kursierte das Stronach-Paper schon unter österreichischen Medien?
 

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