#GCHQ

Die Stasi des Westens

von , 20.3.14

Nach dem Fall der Mauer beschrieb der Schriftsteller Jürgen Fuchs in dem Roman „Magdalena“, mit welch perfiden Methoden die Stasi die Integrität vermeintlicher Staatsfeinde zersetzte. Heute wissen wir: Der Westen arbeitet ähnlich. Alles wird überwacht. Und jedes Mittel ist erlaubt. Geheimdienste sind staatlich genehmigte rechtsfreie Räume.

Wir haben uns daran gewöhnt – so wie wir uns schon an die staatlich geduldeten Steueroasen gewöhnt haben. Die Enthüllung, dass die von unseren Volksvertretern kontrollierten (!) Geheimdienste jede Grenze überschreiten (wenn es ihnen in den Kram passt), scheint kaum noch jemanden aufzuregen. Es gab nur ein resigniertes Schulterzucken, als die Snowden-Papiere enthüllten, dass der britische Geheimdienst GCHQ eine eigene Einheit für schmutzige Tricks bereithält: die Joint Threat Research and Intelligence Group (JTRIG). Ähnlich wie die Stasi geht die JTRIG nach einem ausgetüftelten Zersetzungsplan vor, dessen Eskalationsstufen alliterationssicher „Deny“, „Disrupt“, „Degrade“ und „Deceive“ genannt werden. Was ungefähr so viel bedeutet wie: erst stören, dann verwirren, dann entwürdigen, dann reinlegen – am besten bis zur völligen Zermürbung.

Dazu gehört z.B. die „Honigfalle“. Eine Zielperson wird in eine Falle gelockt, verführt und anschließend öffentlich bloßgestellt. Solche Maßnahmen seien bestens geeignet, die „Paranoia“ des Opfers „auf eine ganz neue Ebene“ zu heben, heißt es. Will man die Leute in den Selbstmord treiben?

Auch das Versenden von falschen Nachrichten oder Computer-Viren gehört zu den „dirty tricks“ des Geheimdienstes. Plötzlich sind sämtliche Dateien oder Mails auf einem Rechner gelöscht. Oder der Benutzer kann sich nicht mehr einloggen. Plötzlich empören sich Freunde und Bekannte über Dinge, die man ihnen geschrieben haben soll. Ziel dieser Maßnahmen ist es, eine Person zu verunsichern, zu stören, aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Operationseinheit, die das besorgt, nennt sich Human Science Operation Cell, HSOC.

Natürlich soll das alles nur an ganz bestimmten Regimegegnern erprobt werden: an ‚Terroristen’. Aber die Erfahrungen der Ermittlungsbehörden ‚lehren’ ja, dass abweichende Meinungen irgendwann zu tatsächlichem Aufruhr führen.

Merkwürdigerweise nicht bei uns.

Siehe auch: Sieben todsichere Methoden, WikiLeaks zu erledigen (August 2010!)

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