Die Herbstmeisterin

von , 15.12.15

„Auf den Punkt“ heißt die Radiokolumne bei Flux FM, in der Christian Stahl regelmäßig Dienstags um 8 Uhr 50 mit dem Moderatoren-Duo Katja Berg und Sebastian Sonntag über die deutsche Innenpolitik spricht. Nachzuhören hier:

Flux FM: Lass uns anfangen mit dem CDU Parteitag. Angela Merkel versammelt ihre Meute wieder hinter sich. 10 Minuten Standing Ovations gab es für ihre Rede. Wie hat sie das geschafft? Was um alles in der Welt hat sie erzählt?

CS: Sigmar Gabriel, wenn er die Rede gehört und das Ergebnis für Merkel gesehen hat – 90,4 Prozent –  hat vermutlich vor Wut ins sozialdemokratische Kuschelkissen gebissen. Er wird von seiner SPD abgestraft, bekommt mit nicht mal 75 Prozent ne Klatsche. Und Merkel?  Von den eigenen Leuten monatelang kritisiert, einige spekulierten ja schon vom Ende der Koalition oder sogar vom Bruch der CDU / CSU, bekommt 10 Minuten Applaus, alle stehen hinter ihr, die Kritiker sind still. Wie hat sie das geschafft? Mit drei Sachen. Sie hat inhaltlich nichts Neues gesagt, sehr emotionale Rede, mit Worthülsen alle eingemeindet, die Flüchtlingsgegner und  die eher humanistisch christlichen Leute und sie hat sich selber historisch in eine Reihenfolge mit Kohl, Adenauer und Ehrhard gestellt und gesagt: Ich bin die Fortsetzung dieser drei Herren. Wer sich mit mir anlegt, legt sich mit der CDU-Geschichte an . Merkel ist so ein bisschen der FC Bayern der Politik, auch wenn sie in der 89. Minute 0:2 hinten liegt, am Ende gewinnt sie 3:2. Herbstmeisterin ist sie auf jeden Fall vorzeitig geworden.

FLUX FM: Glaubst du, dass Seehofer heute Antworten auf die vielen noch offenen Fragen hat?

CS: Der Herr Seehofer mit seinen Obergrenzen (…) Man kann sich über ihn amüsieren oder nicht: es fehlt an Konzepten. Aus meiner Sicht wiederholen wir die Fehler der Neunziger Jahre. Damals war es der Irakkrieg. Jetzt wird mit einem Diktator wie Erdogan verhandelt. Anstatt ihm klarzumachen: Er muss die Grenzen dichtmachen und zwar die Grenzen zwischen der Türkei und dem Kriegsgebiet, von wo aus seit Jahren die IS-Kämpfer rekrutiert werden. Stattdessen gibt man ihm jetzt Milliarden und hätschelt und tätschelt ihn. Es ist eine drohende islamische Diktatur, die in der Türkei entsteht, und anstatt entschieden dagegen vorzugehen, fördern wir das.

FLUX FM: Deutschland spricht über Björn Höcke. Einen Thüringer AfD-Mann, der grob konfus daher redet. Müssen wir das wirklich?

CS: Das ist genau die Frage. Je mehr wir uns über die AfD aufregen, umso mehr spielen wir ihnen in die Karten. Das ist was sie wollen. Statt Politik pöbeln sie und machen rechte Propaganda. Ich muss sagen, ich finde das ganz gut: Höcke faselt vom „1000jährigen Reich“, jetzt von „lebensbejahenden Afrikanern“:

Danke Björn, dass du so offen zugibst, dass du ein Rassist bist. Danke, weil so ist die AfD. Es ist eine rechtsextreme Partei. Es ist neonazistisches Gedankengut. Es ist braunes Pack.

AfD –  Arschlöcher für Deutschland. Weg mit Euch.

 


Möchten Sie regelmäßig über neue Texte und Debatten auf Carta informiert werden? Folgen (und unterstützen) Sie uns auf Facebook und Twitter.

 

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.