#Eugenik

Der „mutige“ Herr Sarrazin

von , 14.3.12

Vor einigen Wochen – fast eineinhalb Jahre nach der heftigen Medien-Debatte – ist im renommierten Fachverlag Springer VS der Sammelband „Der Mythos vom Niedergang der Intelligenz“ erschienen, herausgegeben von Michael Haller und Martin Niggeschmidt. Das Buch hat das Verdienst, die wissenschaftlichen Quellen des Sarrazin-Bestsellers etwas sorgfältiger unter die Lupe zu nehmen. So befassen sich die Autoren Andreas Kemper und Claus-Peter Sesin in wissenschafts-historischer Perspektive ausführlich mit den deutschen und US-amerikanischen Quellen, aus denen Sarrazin seine „Erkenntnisse“ über Intelligenz und Vererbung geschöpft hat.

Zum Autorenkreis des Bandes zählen ebenfalls der Geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie, Diethard Tautz und der Soziologe Peter Weingart vom Bielefelder Institut für Wissenschafts- und Technikforschung (IWT).

Im Vorwort schreiben die beiden Herausgeber, der neue Sammelband solle helfen,

„die während zwei Jahren verdrängte Wissenschaftsdiskussion neu zu beleben: Auf welche Quellen bezieht sich Sarrazin im Einzelnen? Welche gesellschaftspolitischen Ideen und Ziele haben Sarrazins Gewährsleute verfolgt? Was sagen seriöse Bevölkerungs- und Evolutionsforschungen zum Komplex Intelligenz und Vererbung? Zudem: Welche Kritik gibt es in der angelsächsischen Wissenschaft an den Grundannahmen und Methoden der psychologischen Intelligenzforschung, auf die sich die Neo-Eugeniker, Sarrazin inklusive, berufen? …

Die Autoren zeigen, dass die von Sarrazin angestoßene Debatte um eugenische Ideen kreist und sich zu weiten Teilen auf dubiose Forschungsergebnisse eines internationalen Zitierkartells stützt.

Es ist höchste Zeit, die während der Mediendebatte seit dem Spätsommer 2010 versäumte wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Denkmustern und Denkfehlern der Eugenik nachzuholen.“

Und hier geht’s zur Website des Sammelbands.

 

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.