#Autorentreffen

Bericht vom 1. Carta-Autorentreffen

von , 23.2.12

Lutz Hachmeister, Gründer und Direktor des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik, fungierte als Gastgeber. Nach einem kleinen Rückblick auf die Stärken und Schwächen der Plattform Carta sowie einer Positionsbestimmung, was Carta sein möchte oder sollte, sammelten wir Ideen, wie es 2012 weitergehen könnte. Wir dokumentieren hier – stichpunktartig und geringfügig geordnet – die Statements und Debattenbeiträge der teilnehmenden Autoren und hoffen, dass auch jene Autoren, die bei diesem Treffen dabei sein wollten, aber aus beruflichen Gründen nicht konnten, sowie die Carta-Leser über die Zukunft der Plattform mit diskutieren.

 

Zur Positionsbestimmung
Carta soll den laufenden Strukturwandel begleiten und die Debatte darüber fördern und forcieren (Selbstverständigungsprozess). Der Begriff „Strukturwandel“ umfasst dabei den Wandel sämtlicher Subsysteme/gesellschaftlichen Bereiche, also Politik-, Medien-, Kultur-, Wissenschafts-, Wirtschaftswandel usw. Die treibenden Kräfte des Wandels sind die Digitalisierung und die Demokratisierung bzw. ihre Wechselwirkungen.
Das heißt: Carta muss über Netzthemen hinausgehen; soll originelle Autoren (Einzelblogs) auf einer Plattform zusammenführen; kritische Distanz zu den klassischen Medien und zu den Nutzer-Plattformen halten; unterschiedliche Auffassungen miteinander ins Gespräch bringen; Autoren bekannt machen; Netzmythen hinterfragen; Problemlösungsvorschläge vorstellen und diskutieren; Debatten weitertreiben und versuchen, nicht immer wieder die gleichen zu führen.

Die Stärken
Gelobt wurde, dass Carta zugleich Schnittstelle und Zentrum sei, Schnittstelle zu Print und Zentrum für einen wichtigen Teil der Netzöffentlichkeit.
Die Orientierung oder das Interesse der Leser folgt sowohl Autoren-Namen als auch bestimmten Themen.
Geschätzt werden Offenheit und Forumscharakter, die thematische Breite durch Crossposts sowie die Kombination aus „monolithischen“ Texten (langen Grundsatz-Beiträgen) und publizistischen Schnellschüssen.

Die Schwächen
Die bloße Aggregation von Autoren führt auch zu einer gewissen Beliebigkeit (weil man abhängig ist von der Produktivität einzelner). Darunter leidet das Profil der Plattform als Ganzes.
Die Netzlese als Radareinrichtung ist unterentwickelt (eher Zufalls- und Geschmacksauswahl).
Man weiß oft nicht: Wird Carta für Eingeweihte gemacht oder ist es eher ein populäres Format.
Es gibt viel zu wenige Autorinnen.

Wünsche und Absichtserklärungen
a) generell
Carta soll eine Brücke schlagen, über die sich bislang fremde oder gar verfeindete Teil-Öffentlichkeiten kennenlernen können (es gibt keinen zentralen Ort für solche Debatten).
Als unabhängige Netzgründung soll Carta das Gewicht der Netzöffentlichkeit – im Vergleich zum Gewicht der etablierten Medien – vergrößern (wie es in Frankreich oder in den USA schon geschehen ist). Die Lücke wäre da. Carta soll eine Stimme sein, die man nicht überhören kann.
Wichtig wäre es, ein Verhältnis zu den sozialen Bewegungen zu finden (Stichwort: Internationales) und die Quellen und Dokumente der Bewegungen stärker auszuwerten.
Eine mittlere Position zwischen Rivva-Aggregierung und SpOn-Kolumnen einnehmen!

b) die Redaktion betreffend
Neue Ressorts einführen (z.B. Kultur, Internationales, Wissenschaft), Ressortzuständigkeiten einführen (Autoren-Clusterbildung).
Kein zu enges Korsett anlegen!
Mehr Themen setzen, mehr ausprobieren. Politische Themen weiterspinnen (Debatten fortsetzen). Debatten stärker fokussieren.
Mehr News produzieren (d.h. Dokumente leaken, Interviews machen etc.).
Mehr in den Hochschulbereich hineingehen und Hochschulblogs einbeziehen.
Diskussionsveranstaltungen mit Kamera und Mikrophon besuchen und in die Debatte einspeisen.
Gezielt zu Gegenreden einladen.

c) die Autoren betreffend
Originellere Thesen zum Strukturwandel entwickeln.
Auch mal Hinweise auf gute Crossposts oder Netzlesen liefern.
Unter den eigenen Beiträgen kontinuierlich mitdiskutieren.
Schneller auf Ereignisse, Themen, News reagieren. Auch mal schnell auf Zuruf schreiben können.
Mehr Zusammenhänge zu anderen aktuellen oder früheren Themen/Debatten herstellen.
Schärfere Überschriften anbieten (Arbeit der Zuspitzung).

d) hinsichtlich Organisation, Technik & Finanzierung
Die Autoren sollten untereinander stärker vernetzt werden (durch Newsletter, Treffen, Konferenzen etc.).
Durch eine zentrale Verschlagwortung könnte das Archiv (das mittlerweile über 4000 Beiträge umfasst) effektiver genutzt werden.
Die Verlinkung der Beiträge untereinander (z.B. aktuelle und ältere Carta-Artikel zum gleichen Thema) sollte verbessert werden.
Es sollte überlegt werden, ein Robin Meyer-Lucht-Stipendium für Studenten auszuschreiben (Redaktionsassistenz/Praktikum).
Der Beirat, dessen Mitglieder unterschiedliche Bereiche repräsentieren, sollte wiederbelebt werden.
Es wäre gut, einen gemeinnützigen Verein (oder einen Förderverein) zu gründen.

 

Soweit das lockere Protokoll des ersten Treffens. Bei einem weiteren Autoren-Treffen im Sommer könnten die einzelnen Punkte dann gebündelt und in konkrete Vorhaben umgesetzt werden. (wm, tb)

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