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Bei BILD im Angebot: Große Koalition

von and , 15.9.13

Am Sonntag vor der Bundestagswahl blickt bild.de zurück „auf eine turbulente Wahlkampf-Woche und zeigt die Schlagzeilen, mit denen die Parteien für Aufmerksamkeit gesorgt haben“. Zu sehen sind Headlines wie: „Die Raketen-Karriere der @schlandkette.“ „FDP-Politiker sucht im Internet Sex-Sklavin.“ „Ich bin die geheimnisvolle Kugel-Lady.“, „Wegen Putzfrau. Steinbrück erpresst.“ (bild.de, 15.09.2013)

Die Formulierung von bild.de suggeriert, es sei die Politik, die solche Schlagzeilen produziert, tatsächlich sind es die Medienmacher. Wie die Massenmedien über den Bundestagswahlkampf 2013 informiert haben, wird noch gründlich zu analysieren sein. Wir untersuchen, was BILD und BamS im und aus dem Wahlkampf machen.

Für Springers Boulevardmedien können wir es empirisch zeigen, für andere Medien nur als These formulieren. An der Politik interessiert eine steigende Zahl von Redaktionen nur eines: Was lässt sich hochziehen, um Aufmerksamkeit für das eigene Medium zu gewinnen, und wie lässt es sich so zuspitzen, dass auch andere Medien darüber berichten. BILD und BamS bilden die Spitze des Eisbergs, und welcher Eisberg setzt sich schon kritisch mit seiner Spitze auseinander? Das war anders, als BILD noch das randständige Schmuddelkind war.

Die Ökonomisierung, die historisch die Geburtshelferin der Boulevardmedien war, nimmt das Mediengeschäft fester in den Griff. Die andere Seite, die sich der Digitalisierung verdankt, besteht in einer Fülle und Anschaulichkeit von Sachinformationen über das Wahlgeschehen, die es so perfekt aufbereitet und leicht zugänglich bislang nicht gegeben hat.

Ihren Weg in die massenmediale und gesellschaftliche Mitte setzen Springers Boulevardmedien konsequent fort. Politisch schlägt sich das nieder in der Positionierung gegen einen Lagerwahlkampf und für eine Große Koalition. Bundeskanzlerin Merkel wird gehegt und gepflegt. Peer Steinbrück wird festgenagelt auf die Rolle des Pannen-Peers. Die Partei Bündnis 90/ Die Grünen wird systematisch schlecht gemacht.

Bemerkenswert erscheint die gespaltene Darstellung des Politischen, welche vor allem BILD pflegt. In der Zwischenbilanz unserer Analyse halten wir dazu fest: Politiker und Parteien werden häufig in Verbindung mit letztlich wenig relevanten Themen und Auseinandersetzungen, mit persönlichen Querelen und individuellem Versagen, privaten Freuden und Nöten präsentiert. BILD und BamS sammeln akribisch alles ein, was es an Missgeschicken, peinlichen Details, kritisierbaren Detailforderungen, Streitereien und kleinlichen Auseinandersetzungen gibt – und machen daraus einen großen Teil ihrer ‚politischen‘ Berichterstattung.

Wichtige soziale Themen wie Altersarmut, Renten- und Pensionsentwicklung, Kita-Versorgung, Arbeitsmarkt, psychische Erkrankungen, die in dem Untersuchungszeitraum sehr wohl auch prominent behandelt werden, werden überwiegend ‚politik- und politikerlos‘ behandelt. Die operativ tätige und verantwortliche Regierungspolitik wird nicht erwähnt. Vielmehr nimmt BILD selbst die Rolle des Mahners, Klägers und Volkstribuns ein, der dann „der Politik“ – ohne jegliche Differenzierung zwischen Land und Bund, Regierung und Opposition – vorhält: „Die Politik“ hat versagt und muss endlich etwas tun.

BILD stellt sich damit gegen und über ‚die Politik‘ gleichermaßen. So wird auf Dauer der Eindruck vermittelt, die demokratisch gewählte Politik kümmert sich um Nebensächliches‘, BILD und BamS hingegen sind die Antreiber, welche die drängenden Themen ansprechen und erklären.

 

 

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