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#icebucketchallenge: Nervt, aber gut

von , 27.8.14

Klar kann man diesen ganzen Ice-Bucket-Hype nervig finden. Die meisten Videos sind auch wenig originell. Und natürlich ist dieses Phänomen auch nicht die deutsche Art, sich einem so ernsten Thema wie dem der seltenen Erkrankungen zu nähern. Wir würden so etwas eher mit erhobenem Zeigefinger, in die Kamera leidenden Betroffenen und moralinsauren Appellen umsetzen.

Trotzdem schütten sich die Leute reihenweise Eiswasser über den Kopf, und das dürfte auch noch eine Weile so weitergehen. Ich gebe zu: Ich fand das zwischenzeitlich auch ziemlich dröge. Aber trotzdem muss ich das jetzt mal verteidigen. Nicht, weil ich selbst nominiert wurde, sondern weil die Kritiker eine Sache völlig ausblenden: Die Aktion funktioniert. Sie schafft Öffentlichkeit.

Volltreffer.

Stellen wir uns mal vor, die Ice Bucket Challenge hätte es nicht gegeben. Wie oft hätten die Medien über seltene Erkrankungen berichtet? Gar nicht. Es gibt zu wenige Betroffene, es ist ein unangenehmes Thema, es gibt keinen aktuellen Aufhänger. Journalismus bedeutet auch, bewusst über Dinge nicht zu berichten. Das ist der Filter. Nachrichtenwerte haben keine soziale Ader.

Ich habe vor einigen Jahren selbst die Erfahrung gemacht, was für ein undankbares Thema seltene Erkrankungen sind. Ich habe PR für eine Unterorganisation der „Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen“ gemacht. Und was kam dabei raus? Über den Aktionstag wurde im Regionalteil einer Zeitung berichtet. Und im Kundenmagazin eines Einkaufszentrums stand was. Trotz prominentem Schirmherr.

An manchen Themen beißt man sich die Zähne aus, weil ihnen aktuell einfach die Relevanz fehlt. Und dann kam die Ice Bucket Challenge. Eine Idee, die ein absolutes Randthema in den Mittelpunkt stellt, positiv auflädt und zu einem globalen, schnell zu reproduzierenden Hype macht.

So nervig man das mittlerweile auch finden mag: Die Challenge gehört zu den genialsten PR-Aktionen der vergangenen Jahre.

Man redet darüber. 241 Millionen Einträge bei Google. Ziel erreicht. Und auch, wenn in vielen Ice-Bucket-Videos die reine Selbstdarstellung im Mittelpunkt steht und nicht immer auf die Hintergründe verlinkt wird: Es kommt Geld rein für die Sache. Wer könnte etwas dagegen haben – außer den üblichen pseudointellektuellen Feuilletonisten, die das natürlich wieder sozialkritisch durchanalysieren müssen?
 
Crosspost von Heutigentags

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