#Anzeigenerlöse

Boston Globe ohne Zuzahlung losgeworden

von , 3.8.13

Der Aufmerksamkeitsheischer „Breaking News“ meint zwar nicht „wegbrechende Nachrichten“, aber hier würde es ziemlich gut passen: Die New York Times-Gruppe verkauft die angesehene Tageszeitung Boston Globe (Auflage: 245.000) für nur 53 Millionen Euro an den Besitzer der beiden Sportclubs FC Liverpool und Boston Red Sox. Zwanzig Jahre zuvor hatte die New York Times noch 820 Millionen Euro für den Kauf des Boston Globe hinblättern müssen. Rechnet man die Inflation mit ein, war die Zeitung 2013 (trotz der Verleihung von 21 Pulitzer-Preisen) gerade noch ein Zwanzigstel ihres ursprünglichen Kaufpreises wert. Auch Gehaltskürzungen der Redakteure und die Streichung von Sozialleistungen vor vier Jahren konnten den Niedergang des Blattes nicht aufhalten.

Deutlicher kann die Nachricht vom bevorstehenden Ende der Tageszeitungen kaum ausfallen. (Und Petra Grotkamp wird den überteuerten Kauf der Springer-Zeitungen gewiss noch heftig bereuen.)

Unterdessen müssen die Leser immer stärker für die ausbleibenden Anzeigenkunden einspringen. Die Vertriebserlöse steigen, die Werbeerlöse fallen. 2012 vereinnahmte die New York Times-Gruppe schon 954 Millionen Dollar von ihren Lesern und ‚nur’ 898 Millionen von ihren Anzeigenkunden.

Zeitungen werden also immer teurer werden. In 20 Jahren dürften die Abo-Kosten für eine Qualitätszeitung die Schallgrenze von 1000 Euro im Jahr erreichen. Bei weitgehend stagnierenden Real-Löhnen. Wer, außer Institutionen und Leitenden Angestellten, kann (und will) sich eine Zeitung dann noch leisten?

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