##heuteApp

#heuteApp des ZDF und ein Rückblick auf 16 Jahre ZDFonline-Nachrichten

von , 28.2.13

Am 1. April 2013 wird das ZDF 50 Jahre alt: Seit 1963 gibt es die heute-Nachrichten des Mainzer Senders, der ab 1973 die 19 Uhr-Ausgabe der ZDF-Nachrichten etablierte. Nun spendiert das ZDF seinem Nachrichtenangebot eine eigene App:
 


 

Wir blicken auf die Anfänge des ZDFonline-Nachrichtenangebots zurück.

 

Die Kooperation mit Microsoft

Das ZDF ging im Jahr 1996 eine Kooperation mit dem US-Softwarhersteller Microsoft ein. Zusammen sollte ein programmbegleitendes und laufend aktualisiertes Online-Nachrichtenangebot etabliert werden. Schon im Jahr darauf ging zdf.msnbc.de online, der deutsche Ableger von msnbc.com aus den USA. In einer Pressemitteilung teilte Microsoft damals mit, die ZDF.MSNBC-Nachrichtenredaktion werde 20 Redakteursstellen umfassen und somit Deutschlands größte Online-Nachrichtenredaktion.

Bereits zwei Jahre später stellte die Redaktion auch den Nutzern des E-Mail-Anbieters GMX “eine Auswahl ständig aktualisierter Meldungen zur Verfügung”, wie heise.de im Jahr 1999 berichtete.

Die Zusammenarbeit mit MSNBC und dem Entwickler des Betriebssystems Windows wurde im Zuge des vierten Rundfunkänderungsstaatsvertrags aufgelöst. Damals kam es zu einer Neubewertung der Kooperation. Die Zusammenarbeit mit Microsoft wurde als Sponsoring-Verhältnis betrachtet und verboten. Die verantwortlichen Politiker untersagten der Mainzer Rundfunkanstalt, Sponsoring und Werbung in den Onlineauftritten zu schalten.

 

Vom Softwarehersteller zum Telekommunikationsanbieter

Auf Microsoft (1997-2001) folgte T-Online als Kooperationspartner:
 

„heute.t-online.de soll dabei zum werbefreien Kern des neuen Auftritts avancieren, ständig aktuell gehalten werden und Hintergrund-Informationen bieten, für die in den Nachrichtensendungen des ZDF kein Platz ist.“ (heise.de)

 
Bereits vor dem Start gab es vom Verband der privaten Fernsehsender VPRT und dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Kritik am Namen des Angebots: Die Nennung von T-Online in den heute-Nachrichten sei ebenso eine Form von Sponsoring.

Die Berliner Zeitung berichtete, eine 14-köpfige feste Redaktion habe damals die Nachrichtenseite mit Inhalten bestückt. Von T-Online, einem Tochterunternehmen der Telekom, seien “sechs Millionen Mark jährlich” an das ZDF überwiesen worden. Als Quelle für diese Zahl nannte die Zeitung die Mainzer Rundfunkanstalt selbst.

Auf heute.t-online.de hat es zwar keine Werbebanner gegeben, wie auf der Vorgängerseite zdf.msnbc.de, dennoch kündigte das ZDF im Jahr 2004 an: Der Vertrag mit T-Online werde nach Ablauf der Vertragsdauer nicht verlängert. Als Grund galt damals die anhaltende Kritik von privaten Medienunternehmen an dem heute.t-online.de-Angebot.

 

Eigenständig als heute.de

Seit 2005 können Nutzer das Online-Nachrichtenangebot des ZDF unter heute.de erreichen. Wie YOUdaz.com berichtete, wagte sich das ZDF Ende April 2012 mit dem Relaunch der Seite unter den News-Seiten im deutschsprachigen Internet auf Neuland.

Statt weiter eine Nachrichtenseite anzubieten, sollte aus heute.de ein Online-Nachrichtenmagazin werden. Oder anders ausgedrückt: So, wie das heute-journal einordnen möchte und den Anspruch hat, Themen hintergründig zu präsentieren, so soll auch heute.de Magazincharakter haben. Bildlich umgesetzt wird das durch große Bildkacheln, viele Videos und interaktive Angebote. Zudem wird verstärkt auf eigene Recherchen gesetzt, wobei die Textmenge zugunsten der Videos begrenzt wurde.

Bereits wenige Monate später erfolgte ein weiterer Facelift der Seite: Im Dezember kehrten unter anderem die Teasertexte wieder auf die Startseite des ZDFonline-Nachrichtenangebotes zurück. Redaktionsleiter Michael Bartsch schrieb damals:
 

“Grund für die Optimierung der Seite waren Wünsche und Kritik von Usern, aber auch manches Design- und Strukturelement der heute-App, die im Januar kommen wird.” (Quelle: heute.de, Eine andere Ansicht)

 

Und nun?

Es ist Ende Februar geworden, bis die App endlich im Apple App Store und Google Play Market gelandet ist:
 

“Die App ist konzipiert für iOS ab der Version 6 sowie Android ab der Version 2.3. Das gilt sowohl für Smartphones ebeno wie für die später folgende Tablet-Variante. Auschlossen sind damit das iPad 1 und das iPhone 3G, da Apple selbst diese Geräte nicht mehr mit neuen Software-Features versorgt.” (heute.de, 28.02.2013)

 
Werden später auch Windows oder Blackberry unterstützt?
 

“Konkrete Pläne für eine Ausweitung auf Plattformen wie Windows Phone oder Blackberry haben wir noch nicht. Aber wie bei der ZDFmediathek prüfen wir Optionen für weitere Plattformen, ausgeschlossen ist also nichts.” (heute.de, 28.02.2013)

 
Es wird nun spannend, wie die privaten Verlage auf die Veröffentlichung der App reagieren. Gegen die tagesschau App (NDR) klagten die Verleger bereits.

Das ZDF erreichte 2012 einen Marktanteil von 12,6 Prozent bei allen Fernsehzuschauern und hatte damit mehr Zuschauer als Das Erste und RTL. Online sei das ZDF dagegen “keine Konkurrenz für kommerzielle Anbieter”, beschwichtigte ZDF-Intendant Thomas Bellut die Konkurrenz vorsorglich im Oktober 2012.

Nach Angaben des Senders belegte heute.de im vierten Quartal 2011 Platz 20 im Vergleich der deutschen Onlinenachrichtenangebote: in diesem Zeitraum hätten 1,08 Millionen Unique Users heute.de aufgerufen. Zum Vergleich: Spiegel Online verbuchte im vierten Quartal 2011 insgesamt 7,97 Millionen Unique Users. Die Zugriffszahlen bei tagesschau.de lagen in diesem Zeitraum ebenfalls deutlich höher. Da hier jedoch nur Daten in Visits und Page Impressions bekannt sind, lassen sich die Werte nur bedingt vergleichen. Laut NDR erreichte tagesschau.de im vierten Quartal 2011 monatlich rund 32 Millionen Visits. Vergleichbare private Angebote erreichen bei diesen Visitzahlen zwischen 4 und 6 Millionen Unique Users (vgl. IVW Ranking Visits | AGOF Ranking Unique Users).

Im Jahr 2013 soll die heute.de-Redaktion, die nun auch die heute-App betreut, derselben Hauptredaktion angehören wie die TV-Nachrichten. Bisher arbeitete die Online-Nachrichtenredaktion zusammen mit der zdf.de-Redaktion in der Hauptredaktion Neue Medien. “Eine gemeinsame Verantwortung für Nachrichten auf allen Plattformen des ZDF soll dabei etabliert werden”, schreibt der Sender dazu in seiner Selbstverpflichtungserklärung. Dadurch werde die crossmediale Nachrichtenvermittlung gestärkt. Für die Nutzer dürfte dieser Schritt bedeuten, dass die Nachrichtenangebote des ZDF im Fernsehen und im Internet künftig enger zusammenrücken.
 

Crosspost von YOUdaz.com. Martin bloggt auf martinkrauss.eu.
 

 

Zustimmung, Kritik oder Anmerkungen? Kommentare und Diskussionen zu den Beiträgen auf CARTA finden sich auf Twitter und auf Facebook.