#Abo

Ist das Medienhaus Deutschland das ersehnte Geschäftsmodell?

von , 20.1.13

Acht große Tageszeitungsverlage haben sich zusammengetan, um künftig Anzeigen gemeinsam zu akquirieren und zu vermarkten. Angeblich dient das Projekt nur der Vereinfachung, Zentralisierung und Kostenersparnis. Doch im Hintergrund des ambitionierten Großexperiments lauert längst ein deutsches „Piano-Modell“: ein gemeinsames Netzabo (=nationale Paywall), das die beteiligten Zeitungskonzerne (mit ihren rund 40 Tageszeitungen) unter sich aufteilen könnten. Das Medienhaus Deutschland wäre dann der Kern des lange gesuchten Geschäftsmodells für Onlinemedien.

Schon früher habe ich mich gewundert, warum die deutschen Medien das in Polen, der Slowakei und Slowenien erfolgreich erprobte Piano-Modell so demonstrativ links liegen lassen. Es gibt hierzulande kaum Berichterstattung darüber, es gibt keinerlei Debatte. Meine Anfragen beantwortete Springers „Außenminister“ Christoph Keese stets freundlich, aber ausweichend. Ich hätte ihm die Antwort auch selbst geben können: Die deutschen Verlage planen ihr eigenes Piano-Modell, weil sie keine Lust haben, einem externen Dienstleister (wie Apple) 30 Prozent der Abo-Erlöse in den Rachen zu werfen.

Nun beginnen die Verlage erst mal mit der zentralen Vermarktung der Anzeigen. Projektleiterin Anett Hanck: “Wir bieten jetzt quasi die größte nationale regionale Abozeitung… 625.000 Euro kostet eine Seite, das ist nicht billig. Premium-Zielgruppen sind teuer, Qualität hat ihren Preis.”

Auch das Kartellamt hat bereits wissen lassen, dass man bei der Prüfung nicht so genau hinschauen müsse. Die Verlage dürften dies als Signal verstehen, dass sie die Zentralisierung auch auf andere Bereiche ausdehnen können, etwa auf den Vertrieb (=Abo-Flatrate) oder vielleicht sogar auf die Inhalte. Dann bekämen wir eine „Standard Oil Media Company“ – mit einer Weltsicht aus einem Guss. Und einem täglichen nationalen Morgenappell von Franz Josef Wagner.

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