#Borussia Dortmund

Borussia Dortmund und Hannelore Kraft

von , 14.5.12

Der Publizist Norbert Seitz und der Kulturphilosoph Klaus Theweleit haben viel über die Analogie von Fußball und Politik nachgedacht. Beide sehen Parallelen zwischen der Entwicklung des Fußballs und der Entwicklung der Politik.

Am vergangenen Wochenende wurde dies eindrucksvoll bestätigt. Das Wahlergebnis in Nordrhein-Westfalen deutet ebenso auf eine durchgreifende Wende wie das Pokalergebnis in Berlin. Das 5:2 von Borussia Dortmund über Bayern München war praktisch das Vor-Spiel für das 5:2 von Hannelore Kraft über Norbert Röttgen.

Die Süddeutsche Zeitung (die ihrerseits die kulturelle Wende mit ihrer spektakulären Ablehnung des Henri Nannen-Preises repräsentiert) titelt heute auf Seite 1: „Machtwechsel: Dortmund entthront den FC Bayern“. Der Verein aus dem SPD-Revier Dortmund habe den CSU-nahen Club aus München deklassiert. Die SZ bezeichnet dies in ihrem Sportteil ausdrücklich als „Berliner Regierungserklärung“ der Borussia.

Deren Fußballkultur spiegelt sich im Teamgeist der Kraft-SPD. „Die Hannelore ist eine von uns“ – so sehen es viele im Revier. Ein echter Kumpel. Und sie spielt im Team. Die Diva Röttgen dagegen ist wie Robben, schnell beleidigt und immer ein bisschen fremd. Angela Merkel wird das doppelte Signal vom Wochenende verstehen – spätestens beim Besuch von Francois Hollande in dieser Woche.

Ob die Wende aber wirklich nachhaltig ist, wird sich schon am kommenden Samstag zeigen. Verliert der FC Bayern das Endspiel in der Champions League, ist die Hegemonie des deutschen Neoliberalismus in Europa Geschichte. Gewinnen die Bayern, muss Europa auf die Wende weiter warten. Der sprichwörtliche Bayern-Dusel ist stets auch der Dusel von Angela Merkel.

(P.S. Erfüllt Jürgen Klopp seinen vorzeitig verlängerten Trainer-Vertrag bei Borussia Dortmund – so wie Hannelore Kraft ihren vorzeitig verlängerten Trainer-Vertrag in NRW – ist die Wende 2013 perfekt. Wird Klopp von den reichen Bayern aber am Ende der nächsten Saison aus seinem Vertrag herausgekauft, gibt es eine große Koalition. Denn so verschieden der FC Bayern und Borussia Dortmund auch sein mögen – so flexibel sind sie als Profis auch: Die Bayern spielen ja traditionell in Rot, und die Dortmunder in Schwarz-Gelb).

 

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