#Arbeitsbedingungen

Im WDR geht die Post ab

von , 29.2.12

Auf den Nachdenkseiten schlug  Erika Fuchs am 21. vor “Occupy WDR“:

 

Im WDR gärt es, und zwar seit langem. Ob es um die schleichende Boulevardisierung des Fernseh-Nachrichtenmagazins Aktuelle Stunde geht oder den Abbau von lokaler Berichterstattung im Hörfunk: vor allem die Mitarbeiter des Senders, die ihre Aufgabe als kritische Wächter in Nordrhein-Westfalen noch ernst nehmen wollen, fragen sich, ob sie den richtigen Beruf gewählt haben. Die größte ARD-Anstalt verliert unter der Ägide ihrer Intendantin Monika Piel (Jahresgehalt 2009: 308.000 Euro) immer mehr an Anspruch und journalistischem Profil. Gleichzeitig scheint es, als räume Monika Piel als derzeitige ARD-Vorsitzende auch noch bundesweit wichtige Bastionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zugunsten der privaten Verleger.

 

Gestern hat ihr Wolfgang Schmitz, WDR-Hörfunkdirektor, geantwortet: Occupy WDR? Nein danke! Der Umgangston darf als rauh bezeichnet werden:

 

Das ist schon ein Kunststück, das Ihrer Autorin gelungen ist: Über zweitausend Wörter formte sie zu einem Artikel, in dem keine einzige Behauptung stimmt, kein lustvoll ausgebreitetes Gerücht einer Überprüfung auf seinen Wahrheitsgehalt standhielte. Das mag damit zusammenhängen, dass man Erika Fuchs eher in Entenhausen kennt als im seriösen Medienjournalismus, der beispielsweise seine Quellen benennt, aber sei’s drum.

 

Freundlichere Worte findet Schmitz für seine Intendantin:

 

Der Reihe nach: Der WDR wird erfreulicherweise von einer leidenschaftlichen Journalistin geleitet, die mit Entschiedenheit dafür eintritt, dass im WDR, aber auch in der ARD, die Angebote von Hörfunk, Fernsehen und Internet deutliches öffentlich-rechtliches Profil zeigen, dass sie – wie es dem Programmauftrag entspricht – mit Information, Bildung und Unterhaltung alle Gruppen unserer Gesellschaft erreichen. Eine Intendantin, die, was der Autorin Ihres Beitrags offenbar ein Gräuel ist, sogar mit Verlegern spricht, statt mit ihnen zu prozessieren, weil sie eine Verständigung für die journalistische Landschaft der Zukunft sinnvoller findet als einen Dauerkonflikt, den niemand gewinnen kann.

 

Erika Fuchs wundert sich über das Schreiben und veröffentlicht eine E-Mail aus dem Freien-Forum des WDR:

 

Letzter Coup: die vorweihnachtliche Mitteilung an die journalistischen Zuarbeiter der Sendereihe Resonanzen, ihre Dienste seien ab März 2012 nicht mehr gefragt.

Was sich selbst ein frühkapitalistischer Patriarch kaum trauen würde, ist den Tomatenpflückern und Spargelstechern des WDR offensichtlich zuzumuten: die Kündigung unter dem Weihnachtsbaum.

 

Ob sich als Nächste wohl Frau Piel zu Wort meldet?

 

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