Medienlinks zum Wochenstart: Zu wenig Experimente

von , 16.8.10

Top-Tipp:

„Zu viel Lamento, zu wenig Experimente“

Aus einem Interview mit Medienprofessor Stephan Weichert über das künftige Berufsbild Journalist und strategische Fehler von Verlagen im Rheinischen Merkur: “Sicher, Journalisten halten Handwerksregeln und berufliche Kodizes ein, die Laien nicht für sich beanspruchen. Aber sie müssen sich noch beherzter vom Meinungsmacher und Weltendeuter zum Moderator und Katalysator von Nutzerinteressen entwickeln.” Es lohnt sich, auch die weiteren Beiträge in der Reihe “Merkur Spezial – Die Zeitung lebt” zu lesen (Übersicht am Ende des Interviews).

weitere Tipps:

Isarrunde: Quo Vadis Journalismus

Die Isarrunde mit den Münchner Medienschaffenden Michael Prätorius, Anatol Locker und Michael Reuter nimmt sich kundig und unterhaltend das Thema Zukunft des Journalismus vor. Die Metaphern Koch, Kellner und Restaurant ziehen sich dabei wie ein roter Faden durch das Gespräch. Wir lernen: Kochen kann jeder (viele eher schlecht als recht), aber zu einem guten Restaurant gehören immer noch Ambiente und eine raffinierte Speisenauswahl (= redaktionelle Kompetenzen). Und in einem guten Restaurant ist der Koch an der Meinung der Gäste und ihren Verbesserungsvorschlägen wirklich interessiert. Wenn nicht, schaffen die Gäste dank Facebook, Twitter, Qype und Co. ohnehin Transparenz. Oder sie gehen einfach woanders hin (12 min. Video).

A Self-Publisher’s Primer to Enhanced E-Books and Book Apps

Carla King stellt bei Mediashift Konzepte, Plattformen und Werkzeuge vor, mit denen Autoren eigene EBooks und eigene Apps produzieren und veröffentlichen können.

A Better Way to Keep the Net Open and Accessible

Die New York Times argumentiert, dass mehr Wettbewerb auf den Infrastrukturmärkten der beste Weg sei, um Netzneutralität zu sichern.

Why TBD is important

In diesen Tagen startet TBD, ein neues hyperlokales Nachrichtennetzwerk in Washington, D.C. Es ist zumindest dem Anspruch nach so ziemlich die Quintessenz dessen, was hyperlokaler Journalismus bieten sollte und wie er sinnvollerweise organisiert werden könnte. Mark Potts fasst bei Recovering Journalist die wichtigsten Merkmale zusammen:

  • It’s laser-focused on local news and information, not wasting any resources on non-local content that’s available elsewhere.
  • It’s Web-focused, but also smartly incorporates traditional media—in this case, a local TV station and local cable-news station—as key elements. But make no mistake, the Web site is first and foremost, not playing a supporting role.
  • It’s aggressively curating and linking to every source of local news in sight (more on that in a bit)—even links to WashingtonPost.com and rival TV stations Web sites have already appeared on its home page. (Linking to competitors! What a concept!)
  • It’s taking a smart approach to the all-important mobile space, with apps that don’t paste the Web site onto a phone screen, but offer the kinds of things—traffic, weather, headlines—that people really want and need when they’re on the go.
  • und mehr …

Leistungsschutz für meine kleine Zeitungsfarm

“Was ich gesucht und in den seltensten Fällen gefunden habe: ein ansprechendes, multimediales Lokal-Onlinemagazin, schnell, übersichtlich, umfangreich, vielleicht nicht in Echtzeit, aber ständig auf der Höhe. Mit einer vernünftigen Präsenz bei Twitter, bei Facebook, mit einem angepassten Angebot für Smartphones. Kein Anspruch also, der utopisch hoch angesetzt wäre und keiner, über dessen grundsätzlichen Bedarf man lange debattieren müsste. Gefunden habe ich so etwas fast nirgends. Die Behauptung vieler Verlage, man sei für die Zukunft bestens gewappnet, entlarvt sich bei einer Surftour durch ihre Angebote.” Ein leidvoller Erfahrungsbericht von Christian Jakubetz zu den Thema Leistungsschutz und Paid Content.

Google Streetview

Das Thema Google Streetview ist ja schon ziemlich durchdiskutiert. Deshalb hier nur der Hinweis auf drei beachtenswerte Beiträge, die vielleicht noch nicht jeder kennt (man erkennt an der Auswahl leicht, dass ich das Konzept Streetview befürworte…):

“Die können nicht einfach mein Haus ins Internet stellen!” (Medienrauschen)

Jetzt lasst Google mal machen (FTD)

Relationen – Die Kameraposition bei Streetview (Wortfeld)

Interview: Als Fotograf in Japan

Mark Heywinkel hat in seinem Blog mediatopia den Fotografen Fritz Schumann interviewt, der als freier Fotograf für ein Jahr auf eigene Faust nach Tokio ging und nun wieder in Berlin lebt und arbeitet: “Wenn ich hier sage: Ich bin 22 und Fotograf, sind die Reaktionen: Was? Dann kannst du ja nicht gut sein. Hast du studiert? … Ich werde schon aufgrund meines Alters oder scheinbar mangelnden Qualifikation eingeschätzt, bevor meine Bilder betrachtet werden. Wenn ich in Japan sage, dass ich 22 bin und Fotograf, bekomme ich nur Anerkennung oder Respekt dafür, dass ich mich alleine ins Ausland wage und mit meinem Talent versuche, Geld zu verdienen.

Journalism Warning Labels

Vermutlich hat sich der britische “Geek Comedian” (Eigenbezeichnung) Tom Scott nicht von Ursula von der Leyen inspirieren lassen, denn seine Stoppschilder sind viel sinnvoller. Scott hat sich Warnaufkleber ausgedacht, die man ausdrucken und auf Zeitungen aufkleben kann. Die Warnungen lauten z.B. “This article is basically just a press release, copied and pasted” oder “This article contains unsourced, unverified information from Wikipedia.”

Die Fachjournalistin Ulrike Langer bloggt auf medialdigital. Carta übernimmt die Linktipps mit freundlicher Genehmigung der Autorin als Crossposting. Backlinks bitte freundlicherweise zu den Original-Linktipps setzen.

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