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Investigativer Journalismus – Presseschau VII

von , 15.2.10

Finanzierung investigativer Recherchen

Moderne Finanzierungsformen für arbeitsintensive Recherchen wie Community Funded Reporting oder Crowd Funding sowie die Qualität und Zukunft des Journalismus waren Thema beim Deutschlandfunk. Neue Finanzierungskonzepte für (investigativen) Journalismus waren auch Gegenstand eines Beitags von Stephan Weichert und Leif Kramp in der letzten Ausgabe des “journalist” (nur Print). Schade nur, dass man als Leser des Artikels erst auf der dritten Seite erfuhr, dass alle “Namen, Orte und Begebenheiten”, die man sich gemerkt hatte, “frei erfunden” sind. Mit neuen Finanzierungsmöglichkeiten für Enthüllungsjournalismus beschäfigten sich die Autoren Kramp und Weichert auch in der Reihe “Wozu noch Journalismus?” bei sueddeutsche.de, wo sie das “Centre for Investigative Reporting” vorstellten.

Mit Community Funded Reporting, Crowd Funding und der Internetplattform spot.us befasste sich auch der Österreichische Rundfunk.

Im Interview mit dem Branchendienst Meedia sprach der Hamburger Medienprofessor Volker Lilienthal, der den Schleichwerbeskandal im “Marienhof” aufdeckte, über Qualität im Journalismus.

Fact-Checking

Das Überprüfen von Informationen spielt im investigativen Journalismus eine wichtige Rolle, weil die zu verarbeitenden Informationen hier in der Regel umfangreicher sind und Fehler schwere rechtliche und finanzielle Folgen nach sich ziehen können. Der neue dpa-Chef Wolfgang Büchner hat nun ein neues Regelwerk für seine Redaktion eingeführt, das der Blogger Stefan Niggemeier exklusiv veröffentlichte. Wie die Otto-Brenner-Stiftung, die den gleichnamigen Journalistenpreis für kritischen Journalismus vergibt, über einen Newsletter verbreitete, veranstaltet das Netzwerk Recherche zum Thema Fact-Checking im März eine Konferenz in den Redaktionsräumen des “Spiegel”.

Top 10 vernachlässigter Themen

Die Initiative Nachrichtenaufklärung kürt jedes Jahr die Top 10 der vernachlässigten Themen. Unter den Top 10 des Jahres 2009 finden sich Themen wie “Psychiatrie: Bundesregierung biet UN-Konvention zurecht”, “Lücken der Finanzaufsicht bei Kirchen” oder “Mangelnde Kontrolle deutscher Rüstungsexporte”.

Hersh

Die taz druckte eine minimal abweichende Version eines Portraits des führenden Investigativjournalisten Seymour Hersh aus den USA, das zuvor bereits in der Neuen Zürcher Zeitung erschien. Streckenweise ähnlich ist auch ein Portrait (I; II, ab 18:21 min), das der Bayerische Rundfunk dem “Ausnahme-Rechercheur” Hersh vor einiger Zeit widmete. Am Mittwoch wurde Hersh auch beim neuen Sender DRadio Wissen und in der Basler Zeitung portraitiert.

Wikileaks

Die Seite wikileaks.org ist immer noch abgestellt und wirbt um Spenden. Ziel ist dabei laut Wikileaks ein Jahresbudget von 600.000 Dollar. Bei Zeit Online veranschlagte Daniel Schmitt von Wikileaks die benötigte Summe Anfang Januar noch auf “800.000 US-Dollar im Jahr”. Auf der genannten Wikileaks-Seite findet sich auch eine Liste von früheren Spendern, die bereits für Wirbel sorgte. Darüber, dass Wikileaks abgeschaltet ist, berichtete auch die BBC, die den Investigativjournalisten Paul Lashmar mit folgender Aussage zitiert: “Web(nutzer) sind nicht daran interessiert, wie die Leute hinter den Seiten ihr Geld verdienen”. Die Frankfurter Rundschau beschäftigte sich ebenfalls mit Wikileaks und band ein sehenswertes Youtube-Video eines Vortrags der Wikileaks-Vertreter Julian Assange und Daniel Schmitt vor einem Kongress des Chaos Computer Clubs (CCC) ein.

Informantenschutz

Die “Financial Times”, die “Times”, die Nachrichtenagentur “Reuters” und der “Guardian” hatten 2001 durch ihnen zugespielte Dokumente über ein Übernahmeangebot eines Brauerei-Konzerns berichtet, was zu einem rasantem Kursanstieg bei dem Übernahmekandidaten führte. Britische Gerichte bestätigten zuerst, die betroffenen Unternehmen hätten ein Recht darauf, die Person zu identifizieren, die den Medien die Dokumente zugespielt habe. Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof entschied jedoch zugunsten der Medien, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete.

Politmagazine

In einem auf der Internetseite der Berliner Zeitung nicht mehr verfügbarem Artikel war nachzulesen, “dass eine Minute von ‘Fakt’ (MDR) nur 3 284 Euro kostet, eine von ‘Monitor’ (WDR) aber 5 009.”

Die taz interviewte die Moderatorin des ARD-Politmagazins “Panorama” Anja Reschke zum Thema Feindbilder.

Informationsfreiheitsgesetz

Das Bundesarbeitsministerium hat einen Antrag der taz auf Einblick in Unterlagen zu Zwangsumzügen von Hartz-IV-Empfängern abgelehnt.

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