#Freie Journalisten

Die größten Kritiker der Elche sind künftig selber welche

von , 13.1.10

Den Kritikern der Verlage (und den kritischen Medienblogs) wird oft vorgeworfen, sie würden immer nur kritisieren. Besser machen könnten sie es nicht!

Das hört sich zunächst so an wie ein selten doofes Argument. Denn niemand verlangt von einem Filmkritiker, dass er bessere Filme dreht, niemand fordert von einem Architekturkritiker, dass er bessere Häuser baut. Warum sollte ein Medienkritiker also bessere Medien machen?

In manchen Fällen aber trifft ein selten doofes Argument auch mal zu. Und zwar dann, wenn die Kritiker in Glashäusern sitzen und dort mit Steinen werfen. Ist das Glas nämlich kaputt (= schöpferische Zerstörung), sind die Bewohner gezwungen, über stabilere Häuser nachzudenken und diese, wenn möglich, auch noch selber zu bauen.

Medienkritiker, die in Glashäusern sitzen (und dort ihr Geld verdienen), müssen sich also Kritik an ihrer Kritik gefallen lassen. Allerdings gibt es da einige nicht ganz unbedeutende Randbedingungen, die wiederum die Kritiker der Medienkritiker nicht außer Acht lassen dürfen.

Wer von Journalisten verlangt, sie sollten nicht herumjammern, sondern eigene, bessere Medien gründen, der ignoriert, dass es ungleich schwerer ist, bei Null anzufangen, als bereits vorhandenes Kapital, eingespielte Strukturen und wertvolle Produktionsmittel etwas geschickter einzusetzen.

Nicht die, die ohne Kapital und Einfluss beginnen müssen, sitzen auf dem hohen Ross, sondern jene, die auf die Mittellosen herabschauen, obwohl sie selber – trotz guter Bedingungen – nicht mehr reiten können. Das sollte man nicht durcheinander bringen.

Wer Medien gründen will, braucht (leider) Geld.

Zwar kostet die Verbreitung ‚immaterieller’ Inhalte im Netz viel weniger als die Offline-Verteilung, und auch das Trägermedium hat sich drastisch verbilligt, aber die Herstellungskosten für Inhalte und die Lebenshaltungskosten der Inhalte-Produzenten sind außerhalb wie innerhalb des Netzes die gleichen.

In dieser ungemütlichen Situation sagen uns die kalten Propheten der Medienrevolution, es werde uns gar nichts anderes übrig bleiben, als eben 1001 Experimente zu wagen – eins davon werde schon klappen. Das ist wie Lotterie spielen. Aber was wäre die Alternative? Die Hände in den Schoß legen? Abwarten? Hoffen?

Wir vom Netzwerk Autoren+Reporter haben einfach mal angefangen und ein Webmagazin gegründet. Und weil wir nebenher Geld verdienen müssen, und weil wir alle sehr unterschiedlich sind und über keine Zentralredaktion verfügen, hat die Umsetzung ein wenig gedauert, genauer gesagt: 3 Jahre und 103 Tage. Aber seit dem 11. Januar 2010 sind wir online – mit MAGDA, dem Magazin der Autoren.

In der Pressemitteilung zum Start heißt es: „Das ‚Magazin der Autoren’ ist ein journalistisches Experiment in einer Welt ohne Geschäftsmodelle. In dieser Welt müssen auch wir Journalisten uns erst noch zurechtfinden. Aber genau das haben wir ja gelernt: Uns immer wieder auf unbekanntes Terrain zu begeben, neugierig zu bleiben und Antworten auf drängende, nie gestellte oder angeblich unsinnige Fragen zu suchen.“

Mal sehen, was draus wird.

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