#Breitband-Internet

Peter Maffay: Hilfe, Internet is killing my Drahtlosmikro

von , 13.11.08

Unangenehm fiel auf, dass die erste APWPT-Mail direkt von einer PR-Agentur verschickt wurde. Ich antwortete, man möge mich doch bitte aus dem Verteiler streichen.

Dem kam die APWPT nicht nach. Zum Glück. Den sonst hätte ich nie erfahren, wie gefährlich das Breitband-Internet für die Zukunft der Live-Kultur werden könnte.

Es geht hier um das sehr ernste Thema der “Digitalen Dividende”. Die Frequenzen des verblichenen analogen Fernsehens sollen zukünftig teilweise für die Verbreitung des Internets genutzt werden – zur Freude der Mobilfunkmultis und zum Entsetzen des Mikrofon-Herstellers Sennheiser und von Peter Maffay.

Es droht nichts weniger als eine “K-a-t-a-s-t-r-o-p-h-e für den K-u-l-t-u-r-b-e-t-r-i-e-b”, wie die APWPT am Montag in Berlin erklärte und CARTA leider erst heute zu berichten Zeit findet. 700.000 Funkmikrofone in Deutschland stehen vor dem aus.

Bislang funken drahtlose Mikrofone in den Lücken zwischen den analogen Fernsehfrequenzen. Zukünftig droht hier der digitale Keraus. Eine Art Enteignung der Kultur- durch die Internetindustrie.

Um deutlich zu machen, was das konkret bedeutet, bot die APWPT am Montag den bekannten Unterhaltungskünstler Peter Maffay auf: Die Mikrofon-Misere drohe Neuauflagen der Tabaluga unmöglich zu machen, erklärt die APWPT: “Vor allem die beliebte Drachenfigur Tabaluga wäre in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, viele Szenen des Bühnenprogramms könnten nicht mehr realisiert werden.”

Da kann man nur sagen: Internet statt Tabaluga – wie kann man Kunst nur derart auf dem Altar digitalwirtschaftlichen Denkens opfern?

Peter Maffay: “Ich bin Opfer eines nur scheinbaren technischen Fortschritts.” (Foto: APWPT)

Maffay über den Angriff des Breitband-Internets auf seine Drahtlosmikrofone: “Ich will meine künstlerischen Gestaltungsmöglichkeiten auch in Zukunft nicht verlieren.” Maffay sieht sich “massiv” eingeschränkt.

Ich habe sofort bei einem der großen Telekommunikationsunternehmen dieses Landes angerufen. In der dortigen Lobbyabteilung meines Vertrauens. Dort hieß es: Erstens solle ja nicht das gesamte Fernsehspektrum zur Internet-Verbreitung freigegeben werden – es bleibe noch genügend Platz für drahtloses Herumgehüpfe. Zweitens gäbe es jetzt tolle neue W-Lan-Module und dafür auch neue Frequenzen: Da könne Maffay einen Funkmast aufstellen und das halbe Stadion drahtlos mitsingen – jedenfalls so ungefähr war die Formulierung.

Auf solche Ausflüchte lässt sich Heinrich Esser, Forschungsleiter bei Sennheiser nicht ein: Digitalmikros seien einfach nicht so gut. Die Komprimierung ruiniere die Qualität.

Fazit: Nach diesem erneuten Beispiel schonungslosen Vorgehens der Digital- gegen die Analoglobby muss man entsetzt feststellen: Switchover is killing Rockheinis. Fürchterlich. In der Medienpolitik geht nichts voran, ohne dass der Untergang der Kulturnation erklärt wird.

P. S.: Sehr geehrte Damen und Herren von Fischerappelt, ab sofort möchte ich bitte keine E-Mails mehr von der APWPT erhalten.

Anhang: Das Schaubild zur Mikro-Malaise (Quelle: APWPT)


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